Bei mir

SteinReich

Menschen können sich auf die verschiedensten Arten kreativ ausdrücken. Schreiben, texten, malen, bauen, puzzeln, fotografieren, basteln – kreieren.

Für mich gibt es drei Möglichkeiten:

  • schreiben
  • fotografieren
  • malen

Das Schreiben beschränkt sich zur Zeit auf dieses Blog. Wie soll ich ausdrücken, was ich selbst nicht verstehe? Der Ausdruck in Worten fällt mir seit über einem Jahr unfassbar schwer. Wortfindungsstörungen, Schreibblockade, mangelnde Konzentration, das Wesentliche nicht erfassen können. Das alles spiegelt sich auch in den Therapien wieder, wenn ich von mir erzählen, mein Inneres nach Außen kehren soll.

Um zu fotografieren, muss ich meinen Ryckzugsort, meine Höhle verlassen und mich auf die Welt da draußen einlassen. Das gelingt mir nur gelegentlich und je nachdem, wo es mich dann hinverschlägt, speichere ich die Momente eher auf der Festplatte in mir, als auf dem SD-Chip. Wenn ich dann allerdings die Kamera zur Hand nehme und Augenblicke digital festhalte, spiegeln sich meine positiven Gefühle in den Motiven wider.

Bei mir bin ich, wenn ich male und seit dem ich im Frühjahr des letzten Jahres das Steinemalen

#balticstones #mvrocks #colourtherocks #acrylpainting #therapie #antidepressivum

für mich entdeckt habe, gibt es wieder ein wenig Farbe in meinem Leben und positive Gefühle. Das Steinemalen ist nicht nur kreativer Ausdruck, es ist kreatives Austoben, mein Kopffickkiller. Zwei, drei Stunden am Tag mindestens verbringe ich mit meinen Stiften und unterschiedlichen Steinen.

Das Sein in meinem Steinreich setzt Glückshormone in mir frei, wie nichts anderes. Neben dem positiven Effekt, dass ich mich vergleichsweise gut konzentrieren kann, ganz bei mir bin und etwas von dem, was sich Depression nennt ausblenden kann, hat Herr Grübel keine Chance auf mich Einfluss zu nehmen und die Tini TUSsi verschafft sich zwar im wahrsten Wortsinn „Gehör“, schreit mich aber nicht so an, wie den Rest des Tages.

(Vor-)Freude, Staunen, Stolz, ich kann ehrlich lächeln, mich teilweise von einigen Kreationen gar nicht trennen, weil ich sie so schön finde. Im Steinreich gelingen mir neue Wortschöpfungen und -spiele und manche Motive sind schlicht und ergreifend Seelenbalsam. Das Feedback auf meine „Kunst“werke ist manchmal schwer zu glauben. Superlative, wie „genial“, „großartig“, „wunderschön“ und ich passen für mich mit mir und meinem Tun noch nicht zusammen. Aber die Freude, die ich anderen Menschen mit meinen Steinen bereiten kann, setzt wiederum Endorphine frei. Dabei ist es egal, ob diese Menschen meine ausgewilderten, versteckten Steine gefunden haben und sich in der heimatlichen Facebook-Steingruppe Balticstones & MVrocks oder über andere Kanäle zuRyckmelden, ob ich jemandem einen besonderen Stein kreiere und schenke oder ob sich besondere Menschen von mir einen Stein wünschen.  Bitte nicht falsch verstehen: Ich nehme keine Aufträge an und erfülle auch nicht jedem/r seinen/ihren Wunsch. In erster Linie ist das Steinemalen für mich Therapie – Ergotherapie in Eigenregie. Denn wenn ich male, wenn ich mich in mein Steinreich begebe, bin ich bei mir – und das ist es, was wirklich zählt.

 

Suizidalität

Ich mag nicht mehr

Da geht es mir, wie wohl einer großen Anzahl Menschen mit der Diagnose Depression. Irgendwann ist Ende Gelände, Aus die Maus, ich kann nicht mehr und ich mag nicht mehr. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe sagt dazu:

Suizidgedanken und –impulse (Suizid = lat. Selbsttötung) sind ein sehr häufiges Symptom bei Depression. Sie machen Depression oft zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung.
Menschen mit Depression erleben nicht nur großes Leid, sondern haben auch durch die Erkrankung jegliche Hoffnung verloren. Sie glauben nicht daran, dass ihnen geholfen werden kann und sich ihr Zustand je wieder bessert. 
Um diesem als unerträglich empfundenen Zustand zu entkommen, kann der Wunsch entstehen, nicht mehr Leben zu wollen.
Wer selbst an Suizid denkt oder gefährdete Menschen kennt, sollte umgehend ärztliche Hilfe suchen.

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/suizidalitaet
©B.Schulz, 2000 – Dem Narren schlägt die Stunde, denn Zeit heilt keine Wunde

Pro Jahr nehmen sich in Deutschland knappt 10.000 Menschen erfolgreich das Leben. Das sind dreimal mehr, als z.B. durch Verkehrsunfälle ihr Leben lassen.
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Psychologinnen Fluktuation

oder Therapeutinnenbäumchen wechsel dich

Das vierte Jahr der psychologischen Betreuung begann für mich mit einem weiteren Psychologinnenwechsel, sowie einer Erweiterung der Therapie mit einer Gruppentherapie im Rahmen der PSYRENA, eines Nachsorgeprogramms der Reha. Auch diese Gruppe wird von einer Psychologin geleitet.

Für mich bedeutet das, dass ich mich gerade auf Psychologin 6 und 7 einstelle, Vertrauen aufbaue, mein Innerstes nach Außen kehre. Das ist zunächst einmal sehr anstrengend und verwirrend.

Psychisches Durcheinander

Bei allem Durcheinander, psychischem Chaos und all den Verwirrungen, kann ich allerdings von „Glück“ reden. Denn es passt. Menschlich lag und liege ich mit allen Therapeutinnen auf einer Wellenlänge und auch wenn in meiner Seele und in meinem Kopf hin und wieder der Punk abgeht, ich fühle mich mit der sechsten und siebten Umstellung auf andere Gesprächsführungen, vielleicht andere Schwerpunkte, andere Therapieansätze gut aufgehoben. In den vier Jahren hatte ich nur letztes Jahr einmal „Pech“ und zwar während meines Aufenthalts in der Tagesklinik. Mit meiner dortigen Bezugspsychologin stimmte es zwar menschlich, allerdings hatten die sieben recht kurzen (zwischen 10 und 20 Minuten) Einzelsitzungen nur sehr wenig, wenn überhaupt therapeutischen, psychologischen Charakter. Aufgefangen wurde ich durch die Urlaubsvertretung, die mir in drei Sitzungen (teils bis zu zwei Stunden) mehr half und mit auf den Weg gab, als besagte Bezugspsychologin.

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Von Wortfindungsstörungen

und Erklärungsnöten

Wie kann ich? Wie soll ich? Wie sag ich? Gemeinhin gelte ich als kreativer Mensch mit der Fähigkeit sich in Wort und Bild auszudrücken. Ich könne mich ausdrücken, wie Dali malte, war eines der schönsten Komplimente, das ich je erhielt. Meine Bilder, fotografiert oder gemalt bringen Freude und zaubern Lächeln in Gesichter. So weit die Theorie.

Während das mit den Bildern noch ganz gut funktioniert, hat sich meine Sprache auf ein Minimum reduziert, wenn es darum geht zu beschreiben, wie es mir geht, was mit mir los ist. Dieser Kopffick lässt sich nich in Worte fassen.

Es liegt in der Natur der mich umgebenden Menschen, Anteil zu nehmen. Neben ganz viel Neugierde, sind es natürlich die Menschen aus meinem engsten Umfeld, die wirklich interessiert sind daran, wie es mir geht, die ihre Hilfe anbieten, zuhören möchten, ja vielleicht sogar ähnliche Erfahrungen machten, an denen sie mich teilhaben lassen möchten. Indes schnürt sich in mir alles zusammen. Totale Verspannung und Anspannung, bis nicht nur die Muskeln, sondern alles dicht macht.
Frau Depression zeigt sich gestärkt durch meine Störungen und Nöte. Je mehr Kopffick, desto weniger Worte und Erklärungen, desto mehr Ryckzug. Wie soll ich anderen Menschen begreiflich machen, was ich selbst nicht verstehe? Immer dann, wenn ich glaube, jetzt habe ich einen Ansatzpunkt, zieht sich der Knebel aus Stacheldraht einmal weiter zu.

Knebel aus Stacheldraht um die Zunge. Quelle Original: www.erfan.ir/farsi/
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Wenn die Emotionen auf Grund laufen

Die nebelverhangene Ebbe in meiner Seele

Zu Beginn meiner psychologischen Einzeltherapie war eine Hausaufgabe meiner Verhaltenstherapeutin, eine Lebenslinie aus belastenden Lebensereignissen“ zu erstellen. Diese Lebenslinie soll am Ende in Form einer Welle, die Auslöser meiner Depression ersichtlich machen. Wie so häufig lächelte ich meine Überforderung weg.

So schwer kann das ja nicht sein. Und so viel wird es auch nicht, beschränkt sich meine Sicht auf die Auslöser meiner Depression auf die Verluste und die chronischen Belastungen und sozialen Konflikte der letzten vier Jahre. Zum einen verkneife ich es mir seit Jahren tunlichst Trauer zuzulassen. Zum anderen weiß ich um mein recht weit gefächertes Spektrum, Gefühle zu erleben, alles was ich tue mit Herz und viel Leidenschaft anzugehen, darüber meine Grenzen zu überschreiten, zu ignorieren. Zu guter letzt bin ich nicht mehr wirklich in der Lage, meine Bedürfnisse zu formulieren, mich für sie einzusetzen und sie, bzw. mich mit dem Blick auf meine Bedürfnisse, durchzusetzen. So weit so gut, also Arschbacken zusammenkneifen und …

Mit weißem Blatt Papier und Bleistift, sitze ich am Fenster und versuche zu hören, was sich abspielt in mir. Nach gefühlten Stunden vor einer Skala von 1965 bis 2019 auf der X-Achse und einer Bewertungsskala von 0-10 auf der Y-Achse werde ich erfasst von einer gigantischen Welle, hineingezogen in eine unfassbare Strömung aus „belastenden Ereignissen“ nicht etwa der vergangenen vier Jahre, sondern meiner gelebten 5 Jahrzehnte.

Zunächst ergibt sich eine zackige Linie mit meinen Empfindungen zu den Zeiträumen der Erlebnisse. Später füge ich eine weitere Linie hinzu. Ich versuche mir ehrlich vor Augen zu führen, welche „Wertigkeit“ und welche Auswirkungen diese Ereignisse noch heute in meinem Leben und auf mein Handeln haben. Je tiefer ich in mich hinein höre, je mehr Inhalte ich den Lebenslinien beifüge, desto weiter zieht sich die gigantische Welle zurück. Wie durch Priele in einem Watt, läuft das Wasser zuryck. Überraschung, Erstaunen, Entsetzen, Trauer, Angst, Wut und Fassungslosigkeit gleichen jenem Schlick, der es Wattwanderern oftmals unmöglich macht, sicheren Fußes und genießend, voller Freude und Begeisterung, die sie umgebende Natur liebevoll und wertschätzend wahrzunehmen.

Meine letzten Emotionen laufen auf Grund und in der Seele machen sich eine weite Ebbe und schwerer Nebel breit. Mein großer Wunsch wieder zu meinem alten Ich zuryckzukehren, vernebelt in der Frage, wer ich denn wirklich war und wer ich ehrlich bin?

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Hallo Welt!

Herzlich Willkommen auf meinem RyckWeg.

Dieser Blog erzählt von meinen IrrWegen in, durch und hoffentlich auch wieder heraus aus der Depression, inklusive AngstStörung und PanikAttacken – ZuRyck ins Leben.

Ihr Menschen seid herzlich eingeladen, euch diesen Weg näher zu betrachten, ein Stück des Weges mit mir zu gehen oder mir von euren SeitenGassen, TrampelPfaden und Irrwegen zu erzählen. Wer weiß, vielleicht wird diese Seite ja zur Initialzündung einer Selbsthilfegruppe „Depressionen“, die es offenbar in Greifswald noch nicht gibt; zumindest liefen meine Recherchen bislang ins Leere.

Die Webseite wird keine wissenschaftliche oder medizinische Abhandlung und auch der erhobene Zeigefinger hat (im Gegensatz zum Mittelfinger #fckdprssn) Pause. Der RyckWeg ist kein Ratgeber. Er schlängelt sich eher in Serpentinen durch (m)eine Formen der Therapie in Wort & Bild und meine Erfahrungen mit professionellen Unterstützer*innen- und Hilfsangeboten.